NACHT IM SCHACHT
JP Langer & Eliza Ballersteros
January 15th - February 18th 2022
Unter Tage, über Tage – die unwirtliche Welt des Bergbaus birgt ihre eigene Sprache und Gesetze. Im 19. Jahrhundert begann die industrielle Förderung von Stein- und Holzkohle und bis heute ist das Eindringen des Bergmanns in das Erdreich mit Mythen umrankt.
In ihrem konzeptuellen Projekt NACHT IM SCHACHT beschwören die Künstlerinnen JP Langer und Eliza Ballesteros anhand einer Rauminstallation diesen Schatz an Geschichten, kulturellen Praktiken, Sagen und Mythen rund um das Thema Bergbau herauf. In der Rauminstallation, die den Schacht als Ort thematisiert, untersuchen die Künstlerinnen mögliche Bedeutungen dieser untergegangenen Welt für das heute. Dabei behandeln sie das Thema nicht abschließend, sondern erweitern es eher, indem sie im Nails eine vage, teils unheimliche Atmosphäre erzeugen, die stetig neue Assoziationen weckt.
Ein Schachteingang aus Lehm, flackerndes Licht, Schatten und der Geruch nach Ruß. In NACHT IM SCHACHT reagiert jede Künstlerin mit ihrem eigenen Genre auf das Thema Bergbau. Die Installation und die darin eingefügten skulpturalen Objekte sowie die im Tagebaugebiet Garzweiler und im Erzgebirge entstandene Filmarbeit HAMRY geben zunächst eine grobe Karte des „Bergbaus“ vor. Die Werksserie von Eliza Ballesteros MINER`S APRON [Arschleder] sind auf Wasserstrahl geschnittene, sternförmige Glasdisplays aufgespannte Arschleder, die der Bergmann zum Schutz des Hosenbodens umschnallte. Aufgezeichnete Verwischungen und Ornamente in Tinte und Graphit verleihen den Objekten eine geheimnisvolle Patina. Die dunkle Szenerie wird durch den flackernden Schein einer entzündeten Grubenlampe sowie durch einen Herrnhuter Stern beleuchtet. Wie Kristalle begegnen einem Zacken und der fragmentierte Körper des Sterns, die JP Langer als Versatzstücke gesetzt hat. An der Wand des hinteren Raumes hängen, wie in der Waschstube, lehmverkrustete Grubentücher.
Im Film HAMRY (tschechisch: „Hammer“) wird die karge Situation in der menschenleeren Gegend am Rand des Abbaugebietes Garzweiler in NRW zu einem bühnenähnlichen Setting für die Protagonistinnen, in das sie sich wie Figuren performativ einfügen.
Die Frage, was man heute noch über den Bergbau vermitteln kann, ist vor dem Hintergrund der dominierenden (umwelt)politischen und gesellschaftlichen Debatten nicht einfach zu beantworten. Eliza Ballesteros und JP Langer stoßen in NACHT IM SCHACHT ebenfalls in dieses Feld vor, fördern dabei jedoch etwas ganz anderes zu Tage. Sie lassen die Betrachter:innen auf Spuren einer Folklore stoßen, die bis heute nachwirkt, indem sie verborgene Faszinationen wecken, im Gezeigten jedoch stets Schemenhaft bleiben.
Text: Marina Sammeck
Credits: Kai Werner Schmidt, 2022
Credits: JP Langer, 2020